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Fiji - Viti Levu, Volivoli Point (27.07.2013 16:08)

Latitude: 17° 18' 48" S, Longitude: 178° 10' 19" E

Wenn man bedenkt, dass Fiji aus über 300 Inseln besteht, so kann man sich bestimmt vorstellen, dass unsere Wiedersehensfreude mit Nana, Markus und Nicky am Volivoli Point groß ist. Bei leckerem Kuchen auf der SY Namani tauschen wir uns über die Erlebnisse der vergangenen vier Wochen aus und planen die Segelroute für die uns noch verbleibenden zwei Wochen in Fiji.

Am Volivoli Point gibt es ein einfaches Hotel im Backpacker-Stil, wo selbst Segler willkommen sind. Niclas und Hannes genießen den großen Süßwasserpool. Von unserer Ankerbucht blicken wir auf eine herrliche Bergkette.


Fiji - Viti Levu, Nananu-i-Cake (26.07.2013 15:52)

Latitude: 17° 18' 43" S, Longitude: 178° 13' 46" E

Mit gutem Segelwind erreichen wir die Nordspitze der größten Insel von Fiji (Viti Levu). Wir haben jetzt den touristischen Westen erreicht: kleine Hotels sind überall zu sehen und an vielen Stränden stehen Schilder mit der Aufschrift "Privatstrand des Hotels ...".

Der Ankergrund hier vor Nananu-i-Cake ist schlecht und als wir erfahren, dass unsere Segelfreunde von der SY Namani nur wenige Meilen von uns entfernt liegen, gehen wir gleich am nächsten Tag wieder Anker auf.


Fiji - Naigani (24.07.2013 15:47)

Latitude: 17° 34' 15" S, Longitude: 178° 40' 37" E

Es wird Zeit weiterzuziehen. Auf der Strecke nach Viti Levu verlässt uns jedoch der Wind, so dass wir den Großteil motoren müssen. Daher legen wir einen Bade- bzw. Schnorcheltag als Zwischenstopp in einer unbewohnten Bucht auf der kleinen Insel Naigani ein.


Fiji - Makogai (21.07.2013 14:59)

Latitude: 17° 26' 30" S, Longitude: 178° 57' 13" E

Zwischen FijißßßAAABBBs beiden größten Inseln Vanua Levu und Viti Levu liegt die kleine Insel Makogai. Wir werden von Ketselle an Land begrüßt. Als Chef der hier ansäßigen Muschelaufzuchtstation nimmt er unser Kavawurzelbündel dankend entgegen und unternimmt mit uns gleich einen Rundgang.

Hier werden riesige Muscheln (clams), u. a. auch die Mördermuscheln (giant clams) gezüchtet, da sie vom Aussterben bedroht sind. 23.000 Muscheln werden täglich in den zahlreichen Wasserbecken versorgt. Manche Muscheln sind noch so klein, dass man sie nur unter dem Mikroskop sehen kann. Wenn sie etwa 5 cm groß (ca. 1,5 Jahre alt) sind, werden sie im Meer ausgesetzt. Höchstens ein Drittel von ihnen hat in den ersten Monaten eine Überlebenschance. Beim Schnorcheln in unserer Ankerbucht entdecken wir einige riesige Exemplare: 1m große Mördermuscheln! Mit unseren Händen und Flossen halten wir besser etwas Abstand.

Ansonsten werden in der Station noch die bedrohten Hawksbill-Schildkröten aufgezogen und Buckelwalbeobachtungen bzw. -zählungen durchgeführt (im Aug./Sept.). Fünf Familien leben hier in der Bucht (30 Personen), die fünf Väter werden vom Fischereiministerium für ihre Arbeit in der Station bezahlt. Die Mütter sind für den Haushalt zuständig und die vielen Kinder werden morgens mit einem Boot in die Dorfschule bzw. Kindergarten am anderen Ende der Insel gebracht. Ein Großvater lebt in der kleinen Gemeinde, die sogar eine eigene Kirche hat. Es gibt einen Generator, der stundenweise angeschaltet wird und einen Kühlschrank für alle. Immerhin, denn wir haben schon einige Dörfer ohne jeglichen Strom gesehen.

Nach dem Rundgang durch die vielen Aufzuchtbecken, führt uns Ketselle durch ein riesiges Waldgelände mit vielen Ruinen. Auf Makogai wurde bis Anfang der 70ßßßAAABBBer Jahre eine große Leprastation von der katholische Kirche unterhalten. 5000 Leprakranke von allen südpazifischen Inselstaaten wurden hier bis zu ihrem Tode (bzw. bis schließlich ein Heilmittel entdeckt wurde) betreut. Bei einigen Menschen wurde die Krankheit durch einen Bluttest festgestellt, wegen der hohen Ansteckungsgefahr mußten sie ihre Heimat verlassen und lebten dann viele Jahre ohne jegliche Symptome auf Makogai. Vom Dschungel überwuchert können wir noch die Ruinen des Kinos und unendliche Stelzenreihen der ehemaligen Wohnhausfundamente sehen. Selbst ein kleines Gefängnis, eine Schule, eine Kirche und einen Sportplatz gab es hier in der Leprastadt, so dass es den Kranken sowohl gesellschaftlich als auch kulturell an Nichts fehlen sollte.

Niclas und Hannes sind total von den kleinen Schildkröten begeistert. Wir unternehmen bei Ebbe eine Riffwanderung, um Krebse, Muscheln und Schnecken zu sammeln, damit die Jungs die Schildkröten damit füttern können. Ketselle bittet uns um eine Handbürste, natürlich können wir eine für die Schildkröten entbehren und so schrubben wir die dicke Algenschicht von den Panzern runter.


Fiji - Vanua Levu, Buca Bay (12.07.2013 00:24)

Latitude: 16° 40' 27" S, Longitude: 179° 49' 54" E

Wir ankern in der Buca Bay (auf der Insel Vanua Levu) direkt vor der Schule und werden beim Einlaufen von aufgeregt schreienden und winkenden Kindern begrüßt. Niclas und Hannes dürfen hier drei Tage lang die Schule besuchen (ohne jegliche Bürokratie). Der Direktor will Niclas in die erste Klasse schicken, da er davon ausgeht, dass Niclas fließend Englisch spricht. Die meisten Segler, die hier vorbeikommen sind eben aus Neuseeland, Australien oder Amerika. Niclas spricht zwar inzwischen immer besser Englisch, aber kann es noch nicht lesen oder schreiben (das übt er z. Z. erst einmal auf Deutsch). Somit werden Niclas und Hannes gemeinsam in die Vorschulklasse integriert, wo sie u. a. das Alphabet auf Englisch sowie englische Lieder lernen und jede Menge Spass mit den Kindern haben.

An einem Morgen nehmen wir einen klapprigen indischen Bus ohne Fensterscheiben, um entlang des "Hibiscus-Highway" nach Savusavu zu fahren. Bis nach Savusavu sind es zwar nur ca. 60 km, aber da ein Teil der Strecke über eine unbefestigte schmale Schneiße durch den Dschungel führt, dauert die Fahrt bis in die Stadt 2 1/2 Stunden. Wir müssen nicht unbedingt nach Savusavu, wollen aber gern mal diese abenteuerliche Busfahrt miterleben. An manchen Anstiegen fürchten wir aussteigen und schieben zu müssen. Ab und zu hält der Bus im "Nichts" - keine Hütte weit und breit in Sicht, aber trotzdem steigt jemand aus. Wenn wir durch ein Dorf kommen, hält der Bus an Imbissständen, wo uns Frauen ihren selbstgebackenen Kuchen durch die Fenster reinreichen. Oft sehen wir Menschen völlig entspannt vor ihren Hütten sitzen, die uns freudig zuwinken - der vorbeifahrende Bus ist ein Highlight, ansonsten passiert ja den ganzen Tag lang hier nicht viel.


Fiji - Rabi, Albert Cove (09.07.2013 21:21)

Latitude: 16° 26' 46" S, Longitude: 179° 56' 18" W

Eigentlich wollten wir noch in die Lau-Gruppe nach Osten segeln, aber der Wind bläst stetig aus Ost-Südost. Es ist keine Wetterstörung in Sicht, die uns den notwendigen Nord- oder Südwind bescheren würde. Somit entscheiden wir uns stattdessen für Rabi (ausgesprochen: Rambi).

Auf Rabi lebt das vergessene Volk des Pazifiks - die Banabans. Im Jahr 1900 stellte man fest, dass die Insel Banaba (welche heute zu Kiribati gehört und ca. 2000 km nördlich von Fiji liegt) fast vollständig aus reinem Phosphat besteht. Diese schicksalhafte Entdeckung führte zu einem 80 Jahre andauernden Phosphatabbau durch die Regierungen von Großbritanien, Australien und Neuseeland. Während des zweiten Weltkrieges eroberten die Japaner die Insel, die damals aufgrund ihrer kostbaren Phosphatvorräte als die reichste Insel der Welt galt. Die Dörfer wurden zerstört, viele Banabans umgebracht oder verschleppt. Nach Kriegsende hat die britische Kolonialregierung die verbliebenen Banabans nach Rabi in die Fiji-Gruppe zwangsumgesiedelt. Die Kolonialregierung nutzte die japanische Invasion als Entschuldigung sich der Banabans zu entledigen, da sie dem geplanten weiteren Phosphatabbau auf Banaba nur im Wege geständen hätten.

Kaum haben wir in der Albert Cove geankert, gibt es ein lautes Prusten direkt neben unserem Boot, ein schwarzer langer Rücken ist zu sehen, das Tier ist bestimmt 6 m lang, zu groß für eine Delfin, obwohl die Rückenflosse einem Delfin ähnelt. Weiter weg vom Boot sehen wir es noch zweimal in der Bucht auftauchen, wir blättern in den Bücher: wahrscheinlich ein False Killer Whale.

Dann der zweite Besuch: Panea, ein 71-jähriger Fischer kommt in einem Auslegerkajak bei uns vorbeigepaddelt. Er hatte vor Jahren einen Schlaganfall und kann seitdem nicht mehr richtig laufen, aber um so besser paddeln, schwimmen, nach Tintenfischen tauchen und mit der Harpunge fischen. In seinem grob geschnitzten Kajak (ausgehölter Baumstamm) liegt eine große Bananenstaude, die er uns schenken möchte. Wir wissen, dass wir es hier mit den ärmsten Menschen in Fiji zu tun haben und wollen daher eigentlich nicht annehmen. Panea lacht und meint er habe genug Bananen, unsere Jungs würden sich doch bestimmt freuen - und ob, besonders über diese recht süß schmeckende, kleine Sorte.

Am nächsten Morgen besuchen wir Panea und seine Frau Rara in ihrer offenen Bambushütte mit Palmenwedeldach, um sie näher kennenzulernen und zu erfahren wie wir uns sinnvoll revanchieren können. Paneas uralte Taucherbrille ist nicht mehr dicht - wir haben noch eine übrig, die ihm paßt. Wir können noch ein paar andere kleine Wünsche der beiden erfüllen. Vor Freude beschenken sie uns mit getrocknetem Fisch, Taroblättern, frischen Eiern direkt aus dem Hühnernest und grünen Papayas (schmecken gedünst mit Curryreis total lecker - wieder was gelernt :) Wir verbringen zwei interessante Vormittage bei Rara und Panea während sich die Jungs an dem riesigen Sandstrand austoben.

Rara wurde hier auf Rabi geboren. Ihr Äußeres unterscheidet sich stark von dem der Fijianer. Raras Eltern haben ihr viel von deren Zwangsumsiedlung erzählt und sie nach den Traditionen der Banabans erzogen. Sie würde sich nie als Fijibewohnerin bezeichnen. Panea hingegen kommt eigentlich von der Nachbarinsel Kioa, wo jedoch auch keine Fijianer leben sondern Polynesier aus Tuvalu. Panea mußte im Alter von 10 Jahren mit seiner Familie sein Heimatatoll verlassen, welches im zweiten Weltkrieg verwüstet wurde und nicht mehr genug Nahrungsgrundlage für alle Bewohner bieten konnte. Tuvalu hatte die Insel Kioa von Fiji gekauft und ca. 500 Polynesier umgesiedelt.

Hier treffen also die drei großen Kulturen der pazifischen Inseln direkt aufeinander: Raras Volk der Banabans stammt aus Micronesien, Panea aus Tuvalu ist Polynesier und beide leben in Fiji somit in Melanesien.

Es wohnt noch eine weitere Familie mit einem 5 Monate alten Baby in der Albert Cove, wo gerade auch noch zwei Jungs zu Besuch sind. Der Älteste (8 Jahre) klettert in schwindelerregender Höhe auf den Palmen herum, um uns Trinkkokosnüsse herunterzuwerfen. Hier können wir mit Kinderanziehsachen und einer Taschenlampe weiterhelfen. Die Banabans in der Albert Cove leben extrem einfach, ohne Strom und eine Tageswanderung vom nächsten Dorf entfernt. Sie haben eine Wasserquelle, gehen Fischen und leben von dem Obst oder Gemüse, was gerade reif ist. Ihre entspannte und sehr herzliche Art ist wirklich beeindruckend, jedoch können wir uns solch ein Leben in absoluter Abgeschiedenheit einfach nicht vorstellen.


Fiji - Budreef, Yanuca (06.07.2013 22:19)

Latitude: 16° 29' 42" S, Longitude: 179° 41' 47" W

Eine Hand voll Inseln gehören zum Budreef, allerdings gibt es nur auf Yanuca ein kleines Dorf. Wir sind erst das dritte Segelboot, was dieses Jahr hier vor Anker geht, da die Inselgruppe etwas abseits der allgemeinen Segelroute liegt und das Riff nur wenig Schutz für ankernde Yachten bietet.

Gleich am ersten Morgen kommt Willy, der Sohn vom Dorfchief, bei uns vorbei. Da Sonntag ist - somit Kirch-, Ruhe- bzw. Familientag - bittet er uns erst zum Nachmittag für das sevusevu ins Dorf zu kommen. So gehen wir über Mittag erstmal in Ruhe an dem herrlichen Riff in unserer Ankerbucht schnorcheln.

Wir haben zwar direkt vor der Schule geankert, doch bis ins Dorf ist es noch ein ganzes Stück. Beim Anlanden treffen wir einen Lehrer, der auf dem Schulgelände wohnt und uns ins Dorf begleitet. Der tägliche Schulweg der Dorfkinder führt über lehmig, rutschige Hänge und große Felsbrocken. Der Pfad ist meist nur zwei Fuß breit, die Vegetation sehr üppig und die Aussichten atemberaubend, türkisfarbenes Wasser, weiße Strände ohne eine Menschenseele - ein Schulweg durch das Paradies!

Am nächsten Morgen kommt Willy wieder vorbei, nach unserem gemeinsamen Frühstück repariert Kay die Motoraufhängung von Willy (im Dorf gibt es keine Bohrmaschine mit einem 3mm-Bohrer). Ich gehe derweilen mit den Jungs an den Strand, wo sich nach einer Weile ein alter Mann zu uns gesellt. Er hat gerade Papaya und Trinkkokosnüsse geerntet und möchte sie mit uns zum lunch teilen - erfrischend lecker! Zum Abschied schenken wir ihm ein paar Zigaretten (für solche netten Begegnungen haben wir immer kleine Geschenke im Rucksack). Er freut sich riesig, denn der nächste Laden ist einige Seemeilen entfernt.

Wieder zurück an Bord spielt Willy Gitarre und singt dazu, während Kay Mittagessen kocht. Wir erfahren viel von seinem Leben in Fiji, z. B. auch dass selbst heute noch die Kindersterblichkeit in den Großfamilien keine Seltenheit ist. Zum Hochwasser am Nachmittag bringt uns Willy mit seinem offenen Holzboot zu einem schönen Schnorchelriff. Mit seinem 40 PS-Außenborder düst er sehr zur Freude der Jungs um die Insel. Schroffe Felsklippen, einsame Strände - wir genießen die unberührte Natur. Während wir vier schnorcheln, fängt Willy einen großen Fisch fürßßßAAABBBs Abendbrot.

Am nächsten Morgen nimmt der Schwell in unserer Ankerbucht wieder zu, deshalb gehen wir besser Anker auf und verlassen das Budreef Richtung Rabi.


Fiji - Qamea, Waibulu und Vatusogosogo (30.06.2013 18:43)

Latitude: 16° 45' 49" S, Longitude: 179° 46' 48" W

Auf der Insel Qamea (gesprochen: Nggamea) besuchen wir Vatusogosogo - unser erstes Fijidorf. Es ist Tradition in Fiji, dass sich alle Besucher (nicht nur Ausländer sondern auch die Fijibewohner anderer Gemeinden) beim Dorfchief vorstellen und Kavawurzeln als Gastgeschenk mitbringen. Kay und ich haben uns für den Dorfbesuch unsere Sulus (Wickelröcke) angezogen. Hüte und Sonnenbrillen sind verpöhnt, die Knie und Schultern müssen bedeckt sein, auch Taschen bzw. Rucksäcke dürfen nicht über den Schultern hängen. In einer kleinen Zeremonie (sevusevu genannt) überreichen wir unser Wurzelbündel und werden mit viel Gemurmel und Händeklatschen offiziell in die Dorfgemeinschaft aufgenommen. Jetzt dürfen wir uns frei im Dorf bewegen, sind in jedem Haus willkommen, können uns Frischwasser von der Quelle holen, ... Ohne sevusevu würden wir völlig ignoriert werden, könnten im Notfall auch nicht mit Hilfe rechnen - so die Tradition.

Vatusogosogo besteht aus ca. 20 Wellblechhütten und einer Kirche, die auf einer gepflegten Wiese verteilt sind. Es gibt keine Wege, keine Zäune - mit wenigen Schritten haben wir das Dorf erkundet und wollen aber noch ein Stück weiterlaufen. So gelangen wir über einen Trampelpfad durch den dichten Regenwald ins nächste Dorf, nach Waibulu. Von der ersten Dorfbewohnerin gesichtet, werden wir sofort wieder zum Dorfchief gebracht. Wir hatten allerdings nur ein Kavawurzelbund für unseren Landgang eingepackt, da wir nicht wußten, dass es hier mehrere Dörfer so nah beieinander gibt. Statt der Wurzeln verteilen wir Bonbons an die Kinder, welche auch vom Dorfchief und den anderen Erwachsenen gern gelutscht werden.

In Waibulu lernen wir Bereta und ihren 5-jährigen Sohn Emori kennen. Wir nehmen sie mit zu uns aufßßßAAABBBs Boot, um gemeinsam Mittagessen zu kochen. Bereta gibt uns wertvolle Tipps bei der Zubereitung der Brotfrucht, die wir geschenkt bekommen haben. Da wir gerade keine Kokosnussmilch an Bord haben, servieren wir die Brotfrucht stattdessen mit selbsthergestelltem Quark bzw. wahlweise Ketchup, was nicht nur unsere Jungs sondern auch Emori total cool finden. Absolut begeistert sind Bereta und Emori auch von unserem frisch gebackenen Weißbrot. Im Dorf bäckt niemand Brot und Städte, wo Toastbrot im amerikanischen Stil verkauft wird, sind weit weg.

Am nächsten Tag holen wir das sevusevu mit Kavawurzeln in Waibulu nach und sind anschließend zum Mittagessen bei Bereta und ihrem Mann Ba eingeladen (kein Schreibfehler, der Name ihres Mannes besteht wirklich nur aus zwei Buchstaben). Da es in einer typischen Fijihütte keinerlei Möbel gibt, sitzen wir alle auf dem harten Fußboden, auf handgewebten Bastteppichen. Wir bekommen Besteck gereicht, sie essen jedoch die Cassavawurzeln (vergleichbar mit Kartoffeln) mit dem Taroblätterspinat in Kokosnussmilch mit den Händen: alles klebt, es wird geschmatzt und zum Schluss werden die Teller leer geschlürft. Alles sehr anders, aber sehr lecker! Natürlich zeigt uns Bereta noch ihre Küche: ein offenes Feuer unter einem Wellblechdach neben ihrer Hütte (natürlich ohne fließend Wasser und Strom).

Während unserer Woche auf Qamea probieren wir jeden Tag Fijigerichte aus. Aus der zweiten Brotfrucht machen wir Bratkartoffeln. Ba bringt uns aus dem Busch eine große Tarowurzel mit, die Kay zu Kartoffelpuffern verarbeitet - Fijiküche mit sächsischer Note. Bereta verwöhnt uns schließlich noch mit Taroblätterröllchen, in welche sie Nudeln mit Fisch gewickelt hat. Außerdem gibt sie uns noch eine dritte Sorte Wurzelknollen mit, die wir auch wie Kartoffeln verarbeiten, aber leider den Namen vergessen haben.

Da die Familien in den Dörfern Selbstversorger sind, von dem leben was sie ernten können und kaum über Geld verfügen, freuen sie sich über unsere kleinen Geschenke wie Seife, Creme, Medikamente und Anziehsachen für die Kinder.

Kays Knie schwillt aus unerklärlichen Gründen plötzlich heiß an, so dass er nicht mehr laufen kann und die Couch hüten muss. Ich gehe mit den Jungs jeden Tag ins Dorf, da sie dort Freunde zum Spielen gefunden haben. Die Dorfgemeinschaft berät über Kays Knie und schickt den Medizinmann zu uns aufßßßAAABBBs Boot. Er gibt uns Blätter, die wir erwärmen und mit einem Verband aufßßßAAABBBs Knie packen. Während Kays Knie langsam auf der Couch wieder abschwillt, lasse ich mir von den Frauen im Dorf zeigen wie sie Besen herstellen und Matten aus gekochten und danach getrockneten Blättern weben bzw. flechten (auf denen sie sitzen, essen und schlafen). Um eine Besenborste aus einer Blattfaser zu schälen, benötige ich eine halbe Ewigkeit, während es bei Bereta kinderleicht von der Hand geht.

An einem anderen Nachmittag im Dorf haben sich ein paar Männer singend mit Gitarre und Ukulele um eine große Kavaschüssel versammelt. Aus getrockneten Kavawurzeln wird das Kavapulver gestampft, dann wird es mit Wasser eingeweicht und mehrfach durch ein Handtuch gepresst. Wenn die Brühe wie schmutziges Abwaschwasser aussieht, ist das traditionelle Kavagetränk fertig. Es soll eine benebelnde Wirkung haben. Einer der Männer taucht eine Kokosnussschale in die große Kavaschüssel ein und leert die Schale mit einem Zug. Dann taucht er diese Schale wieder in die braune Brühe ein und gibt sie an seinen Nachbarn weiter. Wieder auf "Ex" weg, so geht es Reih um. Schließlich wird mir die wieder gefüllte Kokosnussschale angeboten. Ich klatsche in die Hände, nehme tapfer einen großen Zug aus der Schale, reiche die fast geleerte Koskosnuss zurück und klatsche wieder. Die Männer klatschen mit und freuen sich, dass ich das "Gastritual" kenne. Meine Zunge ist für einige Minuten leicht taub, zum Glück hat die Brühe nicht ganz so schlimm geschmeckt wie sie aussieht.

Am Freitag soll ich mit Niclas und Hannes in die Grundschule kommen. Joeli, der Lehrer der Vorschulklasse, spricht mit seinen Schülern zwar Fiji führt sie jedoch mit englischen Liedern und Reimen an die Amtssprache des Landes heran. Je höher die Klasse, desto mehr wird in Englisch unterrichtet. Niclas und Hannes sitzen zwischen den Vorschulkindern auf der großen Bastmatte und versuchen mitzusingen. Dann sollen sie ein Lied vortragen. "Bruder Jakob" haben wir inzwischen in 7 Sprachen gelernt, Niclas und Hannes singen es in Deutsch und Englisch vor. Dann studiert es die ganze Klasse auf Englisch ein (das Lied ist hier nicht bekannt). Alle Kinder singen schließlich stolz zusammen. Ich bitte den Lehrer um eine Übersetzung auf Fiji, damit wir es auf dem Boot üben können. Zum Schluss verteilen wir noch einen Stapel Malheftblätter unter den Schülern, so dass die Kinder ihren Lehrer Joeli überreden, den Sportunterricht auf der Wiese heute gegen Malen zu tauschen, was bei der glühenden Mittagssonne eine gute Idee ist. Punkt zwölf ist die Vorschule beendet, die Mütter holen die Kleinen ab und haben gleich für die größeren Schulkinder das frisch gekochte Mittagessen mitgebracht (es gibt keine zentrale Essensversorgung).

Der Abschied von Qamea fällt schwer, besonders für Hannes, denn er hat sich in Mariana verliebt: eine kakaofarbene 5-jährige mit großen dunklen Kulleraugen, einem strahlenden Lächeln und schwarzem Kräuselhaar.


Fiji - Matagi Island (29.06.2013 20:45)

Latitude: 16° 43' 52" S, Longitude: 179° 44' 37" W

Matagi Island war einst ein Vulkan, wir ankern heute mitten im ehemaligen Krater. Es ist paradiesisch schön hier. Die einzigen Lichter die man nachts sehen kann, sind die Sterne. Die einzigen Geräusche, die wir hören, sind das Vogelgezwitscher und das Geschrei der Flughunde, welche zu hunderten in den Baumwipfeln am Ufer wohnen.

Auf einmal kommt ein kleines Boot vorbei und setzt zwei Personen am Strand ab. Danach kommt das Boot zu uns gefahren, ein freundliches "Bula" und wir schwatzen ein bisschen. Der junge Mann arbeitet für ein Hotel und hat zwei Hotelgäste hier ausgesetzt. Sie haben einen Vormittag "Robinson-Feeling" gebucht, daher bittet uns der Bootsführer erst wieder an den Strand zu fahren, wenn er die beiden wieder abgeholt hat. Kein Problem, wir wollten sowieso gerade zum Schnorcheln und werden die traute Zweisamkeit im Paradies nicht stören. Die riesigen Korallenriffe sind traumhaft schön. In solcher Fülle haben wir bisher sehr selten intakte Korallenlandschaften gesehen.


Fiji - Taveuni, Naselesele Point (28.06.2013 20:27)

Latitude: 16° 40' 55" S, Longitude: 179° 52' 28" W

An der Nordspitze von Taveuni lagen bis gestern noch jede Menge Yachten, jetzt gehen wir hier allein vor Anker (viele hatten das Wetterfenster Richtung Lau-Gruppe genutzt). Es ist traumhaft ruhig, richtig idyllisch. Wir wollen das Riff um die Miniinsel "Honeymoon" erkunden. Wir finden zwar nur an einem kleinen Teil des Riffes intakte Korallen vor, aber dafür tummeln sich hier jede Menge farbenprächtige kleine Rifffische, eine schwarz-weiß gestreifte Seeschlange, blaue Seesterne, eine große Clownfischfamilie, unzählige "Weihnachtsbäumchen" in verschiedenen Farbvariationen (putzige behaarte Würmer) und später sehen wir noch einen Stachelrochen mit einem grau-weiß geringelten Schwanz.

In der amerikanischen Segelzeitschrift "Ocean Navigator" hat unsere Freundin Nana (SY Namani) einen Artikel über das Funken an Bord veröffentlicht und auch etwas über uns geschrieben (mit Foto!). Wer Interesse an dem Thema hat, kann sich unter www.oceannavigator.com/digitaljulaug2013/ den Artikel "Info and entertainment at sea" (S. 40-45) runterladen.


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